Wenn mir früher jemand gesagt hat, Afrika ist anders, dort ist die Sonne anders, die Luft ist anders, die Menschen sind anders…alles ist eben anders, habe ich das nicht geglaubt. Wie auch, aus der DDR durften wir ja nicht raus und ich gleich gar nicht. Also gab es nur Träume und viele, viele Wünsche. Als ich das erste mal in Israel war, sagte mir eine erfahrene Israelreisende: Du wirst das Land betreten und lieben, oder nie wieder dahin wollen. Sie hatte recht. Jederzeit wieder.
Aber Afrika! Das war gewaltig etwas Neues und ich habe schon nach kurzer Zeit gemerkt, das Gott mir Türen öffnet an die ich nie gedacht hätte. Es fing an mit einer einmaligen Spende der Pfimi in Frutigen. Diese Spende reichte für Anneke und mich für Hin und Rückflug. Die nächste Spende kam nach ganz kurzer Zeit für ein Mietauto, das wir uns nehmen konnten für die 10 Tage. Der Vater der Familie bei der wir gewohnt haben nahm sich die ganzen Tage frei um uns zu fahren, wohin wir auch mussten und ich war so froh, denn Dakar ist ein regelrechter Autohexenkessel. Für mich waren das genau die beiden Dinge die mir Gottes Weg und sein Ja zu allem, gewiesen haben. Das ER mit im Boot saß und wir keine Angst haben mussten das es nicht reicht. Es kamen noch ganz viele kleine Spenden dazu, so das ich viele Dinge mitnehmen konnte, wofür ich sonst nie das Geld gehabt hätte. Ein Apotheker, Herr, Michel versorgte mich mit ganz vielen Dingen, von denen ich nicht gedacht hätte das sie so wichtig sind. Dinge wie, Kompressen, Binden, Pflaster und wie wichtig das war erfuhr ich erst als ich dort war.
So gewappnet und nicht ahnend was uns erwartet starteten wir am 5. Juni mit dem Zug nach Frankfurt Flughafen. Wir hatten zwischendurch genügend Zeit um alle Anschlußflüge gut und bequem zu erreichen. Dachten wir jedenfalls. In Frankfurt mussten wir einen ziemlich weiten Weg, Rolltreppe hoch, dann wieder runter und wieder zich Meter laufen. Bei der letzten Rolltreppe hatte ich das Gefühl, da schubst mich jemand runter und ich kippte nach hinten weg. Wäre Anneke nicht so nahe hinter mir gewesen, wäre ich die ganze Rolltreppe heruntergefallen, aber so konnte sie mich gerade noch abfangen. Meine Wade war allerdings schon in Mitleidenschaft gezogen und schmerzte fürchterlich. Sie war hart wie ein Stein und es fiel mir sehr schwer überhaupt noch zu laufen. Für den Weg zum Flugzeug brauchte ich dann nicht wie angezeigt 20 min. sondern über eine Stunde. Langsam kroch Panik in mir hoch, weil es unmöglich war, laut Zeit, das Flugzeug noch pünktlich zu erreichen. Anneke rannte dann los und bat den Verantwortlich zu warten, weil ich mich verletzt hatte. Endlich war ich dort und dann ging alles sehr schnell. Tür zu, auf den Platz, angeschnallt, Taschen verstaut, Wasser hinunter gekippt und los gings. Anneke meinte dann, dass sie nie wieder meckern wird, wenn ein Fluggast zu spät kommt und das Flugzeug warten muss, man weiß nie was passiert ist. Erst dann fragten wir und Beide, was war jetzt das und uns war klar, das dies der erste heftige Angriff war, der uns abhalten sollte nach Afrika zu fliegen. Statt Angst kam ein Gefühl der Freude in mir hoch. In Lissabon angekommen, schmerzte die Wade noch mehr und wir schlichen förmlich dahin, wo dann der Flug losgehen sollte und warteten einfach ab. Der Flug nach Dakar war ein Nachtflug und da es ja größtenteils über den Atlantig ging war es so dunkel, das einem nur Schlaf übrig blieb. Über Dakar war es nicht viel heller, außer dem Flughafen, den man wirklich schon von weitem erkennen konnte, weil es auch der hellste Punkt in der ganzen Umgebung war. Früh halb drei waren wir dann endlich da. Markos, Annekes Schwager hatte uns abgeholt und schon in der Nacht war ich entsetzt über die Straßen und die vielen Zebus, Ziegen und Esel die sich auf der Straße rumtrieben. Die Begrüßung durch Mariska, Annekes Schwester war sowas von herzlich, dass ich sofort das Gefühl hatte, zu Hause zu sein. Mit laufen war die nächsten zwei Tage nicht viel drin, außer mal zum Strand, der nur ca. 500 meter weg war. Also hatten wir ganz viel Zeit und Ruhe uns an Afrika zu gewöhnen und wirklich anzukommen und so war es auch genau richtig. Am Sonntag dann war der erste Vortrag in der Baptistischen Kirche in einem Stadteil von Dakar. Eine buntegmixte Gesellschaft erwartete uns. Da waren Senegalesen, Brasilianer, Amerikaner, Deutsche, Niederländer, Schweizer. Die Dolmetscherin heißt Brigitte und kommt ursprünglich aus der Schweiz, spricht aber sehr gut französisch. Die Lobpreiszeit war sehr, sehr laut und auch rytmisch. Es waren so gut wie alle Stühle besetzt und wenn man vorn steht hat man einen großen Vorteil, man kann sehen, was in den Menschen vorgeht, während sie zuhören und das sprach ganz häufig Bände. Kurz vor der ersten Veranstaltung habe ich mich gefragt, wie oll ich denn überhaupt dort reden? Ich kann unmöglich einen Vortrag halten, der eine Stunde oder noch länger geht, denn es musste ja noch übersetzt werden. Also bat ich Jesus das zu tun, was er mir beim zurückkommen aus dem Himmel zugesagt hat: Du gehst und ich gehe mit. Du machst Deinen Mund auf und ich werde sprechen. Ich bat Jesus nur noch, genau das heute und immer zu tun, denn ich konnte mir nicht vorstellen innerhalb 30 min, das zu sagen, was ich sonst in 60 oder 90 Minuten sage.
Und Jesus hat getan, was er mir zugesagt hat und es kam genau die richtigen Worte. Jeder Vortrag war irgendwie anders, aber immer genau das richtige für die Menschen die da waren. Ich hätte nicht gedacht, dass solche „kurzen“ Vorträge so anstrengend sind, aber durch die Übersetzung ist man konzentriert ohne Ende. Am Dienstag war der zweite Vortrag in der Basisstation von Jugend mit einer Mission. Auch dort sollte mich ein Schweizer dolmetschen, weil er nicht nur französisch sondern auch Wolof spricht (die Ursprache der Senegalesen). Claudio Steiner hatte ein paar Wochen vorher zugesagt, das er mich dolmetschen würde. Ein paar Tage später wurde bei ihm Krebs diagnostiziert. Er flog sofort in die Schweiz und wurde operiert. Viele Menschen haben für Claudio gebetet und Gott hat das Gebet erhört, Dank, Lob und Preis sei ihm. Einen Tag bevor ich den Vortrag dort hatte kam er aus der Schweiz zurück und der Flieger mußte in Marokko notlanden weil er defekt war. Erst spät in der Nacht landete Claudio in Dakar und ich freue mich, das Jesus Christus immer noch Wunder schenkt. Es war ein wunderbarer Abend und ich durfte sehen wie die Menschen aus Senegal, Kapverden, Brasilien, Deutschland und noch vielen Ländern vereint in Christus sind. Auch durfte ich an diesem Abend für viele Geschwister beten und sogar für senegalsische Geschwister, was überhaupt nicht selbstverständlich ist. Am Mittwoch wollten wir eigentlich etwas unternehmen und früh schon los, aber wie das oft bei Christens ist, es kommt anders als man denkt. Als Markos seine beiden Kinder, Hadessa und Ruben zur Missionarsschule gebracht hatte brachte er einen älteren Missionar mit. Bruder Messias, was für ein verheißungsvoller Name. Da wir am nächsten Sonntag nicht mehr da waren wollte er gerne meine Geschichte hören und ich erzählte und Mariska übersetze in Französisch. Als ich vom Himmel erzählte und von Jesu Gegenwart, fing Messias an zu weinen, so sehr hat ihn das berührt und ich habe ihm versprochen wieder zu kommen und zu allerserst bei seiner Gemeinde zu predigen. Bruder Messias betreut 30 senegalesische Kinder und bringt ihnen Tag für Tag das Evengelium. Er macht diese Arbeit gemeinsam mit seiner Frau und sie haben die Verheißung in absehbarer Zeit bis zu 300 Kinder zu betreuen. In Bruder Messias habe ich einen wunderbaren Bruder kennen gelernt und ich freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen. Der letzte Vortrag war am Donnerstag im wahrsten Hexenkessel von Dakar. Nicht dort wo die gutsituierte Schicht lebt, sondern die Arme Bevölkerung. Mitten in einem muslimischen Meer steht ein Haus mit einen Großen Kreuz und einen Schild, baptistische Gemeinde. Alexander, ein Senegalese und seine Frau, Claudine, eine Französin, leiten diese Gemeinde. Die Übersetzung hatte wieder Brigitte gemacht, wie auch beim ersten Vortrag. Es waren viele Leute da und Claudine hat mir anschließend erzählt, das das ganz ungewöhnlich war, denn sie treffen sich nur zum Sonntagsgottesdienst und wenn in der Woche Veranstaltungen sind, kommt kaum jemand. Aber wenn Jesus ruft ist das anders. Der Saal war voll von fast nur Senegalesen und nur Brigitte, Anneke, Claudine waren weiße. Man hat mir auch erklärt das Senegalesen sehr stolze Menschen sind und sich selten etwas anmerken lassen, weder Freude noch Schmerz. Anders an diesem Abend. Ich selbst hatte das Gefühl das die Luft da drin regelrecht knistert vor Spannung und auch an den Reaktionen in der Gesichtern konnte ich nichts davon sehen, das sich jemand aus Stolz zurückghehalten hat. Das alles, der ganze Abend war voller heiliger Spannung und ich habe dann noch viele Fragen beantwortet. Nach dieser, erstmal letzten Veranstaltung habe ich mich gefragt, wird es reichen? Hast du genug getan? Die Antworten kamen Stück für Stück und mir war klar, es muss überhaupt nicht reichen, was ich tue, denn Jesus hat alles getan damit es reicht, und mehr geht gar nicht. Ich muss ihm nur folgen und auf ihn hören und dementsprechend reagieren. Die letzte Antwort zu meiner Frage kam zwei Tage später aus Dakar. Claudine schrieb mir eine Nachricht, dass es am nächsten Tag und Samstag noch so viele Fragen und Diskussionen gab, das sie beschlossen haben ab Donnerstag einen Alphakurs zu beginnen. Mehr geht nicht und mehr muss auch nicht, denn ER hat getan!
Ich bin unserem Herrn von Herzen Dankbar für diese Erfahrung, die ich hier machen durfte und ich Danke Anneke, die treu und immer betend an meiner Seite war und ich danke unseren beiden Männern, die 10 Tage alleinsein auf sich genommen haben, für unseren Herrn.